Prof. Dr. Johann Carl Fuhlrott

Im Jahre 1803, als Leinefelde kaum 500 Einwohner zählte, wurde dort als Sohn eines Gastwirts am 31.Dezember Johann Carl Fuhlrott geboren. Bereits im Kleinkindalter verwaist, verbringt er seine Jugend in der Obhut eines Onkels (Geistlicher) in Seulingen. Vorgymnasiale Schulausbildung erhält er privat bzw. durch Hauslehrer. 

1818 besucht er das Gymnasium in Heiligenstadt und legt 1824 die Reifeprüfung ab. An der Universität Bonn studiert er zunächst Katholische Theologie, wendet sich aber bald der Fakultät der Mathematik und Naturwissenschaften zu. 1828 erarbeitet Fuhlrott eine umfangreiche Monographie im Naturhistorischen Seminar der Universität, die Publikation erscheint 1829. In Münster legt er die Prüfung "pro facultate docendi" (Oberlehrerprüfung) ab. Von 1828 bis 1830 war er Referendar und Lehrer am Gymnasium in Heiligenstadt und ab 1830 Gymnasiallehrer an der Realschule in Eberfeld, wo er bis zu seinem Tode tätig war. 1835 Promotion durch die Universität Tübingen und 1843 wird Fuhlrott zum Oberlehrer ernannt. Er war Gründungsmitglied des  Naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande und Westphalens der 1846 zu Eberfeld und Barmen gegründet wurde. In diese Zeit fallen auch umfangreiche naturkundlich-naturwissenschaftlich und volksbildende Aktivitäten. Im September 1860 erhält Fuhlrott das Amt des Schuldirektor, welches er bis 1862 verwaltet. Ebenfalls in diesem Jahr wird er zum Professor berufen. 1872 hält er vor der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte einen Vortrag. 

Als Gymnasiallehrer in Elberfeld begutachtet Fuhlrott 1856 Knochen, die Arbeiter im  Neandertal bei Düsseldorf gefunden hatten. Er erkannte sie als Jahrtausendealte Menschenknochen und klassifizierte sie als "Homo Neandertalensis". Diese Erkenntnis ging als wissenschaftliche Großtat in die Geschichte ein. Durch die 1859 erschienene maßgebliche Publikation über den Neandertaler-Fund musste er sich starker Angriffe und Wiederlegungstheorien, bis zu seinem Tod, erwehren. Erst nach seinem Tod wurde seine revolutionäre Entdeckung zur Menschheitsgeschichte und Evolution durch die Wissenschaft anerkannt. Am 17. Oktober 1877 ist Johann Carl Fuhlrott verstorben, seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Katholischen Friedhof in Elberfeld-Nordstadt.

1926 wurde in Neandertal und 1931 an seinem Geburtshaus "Zur Insel" Gedenktafeln angebracht. Zu Ehren ihres Sohnes hat die Stadt im Jahre 1956  Johann Carl Fuhlrott einen Gedenkstein errichtet, welcher sich in der Halle-Kasseler-Strasse oberhalb der "Alten Kirche" befindet. Die alte Dorfstrasse des Ortes wurde in Johann-Carl-Fuhlrott-Strasse umbenannt und eine Schule wurde nach ihm benannt.  Auch noch heute ist  sein guterhaltenes Geburtshaus zu besichtigen.

Der Entdecker des Menschen von Le Moustier, Professor Otto Hauser würdigte ihn im Jahre 1927 mit folgenden Worten:

"Fuhlrott entdeckte einen Markstein von eminenter Bedeutung, er hat erstmalig einen ganz neuen Weg vorbereitet; denn der Neandertalerfund Fuhlrotts und seine richtige Einschätzung durch ihn selber, das war die bedeutendste aller großen paläanthropologischen Wegscheiden. Wir alle nach Fuhlrott hatten es viel leichter, der Erkenntnis über die Menschwerdung zu dienen, als dieser große erste Pionier. Hätte dieser große und geniale Forscher sich den Strömungen seiner Zeit und den Hemmungen seiner Umwelt ergeben, so wären wir alle nicht so weit in der Erkenntnis über den Werdegang unseres eigenen Geschlechts. Ohne den mutigen und keine Hindernisse achtenden Forscherweg Fuhlrotts wäre die paläanthropologische Forschung heute ein Stückwerk".

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